Kein Ende in Sicht für die Bomberlegende: Boeing B-52 Stratofortress: Dino im Einsatz (2024)

Am 15. April 1952 war die Boeing B-52 Stratofortress zu ihrem Erstflug gestartet. Nur wenige Jahre später stieß der Bomber in großer Zahl zum Strategic Air Command der US Air Force (SAC). Ein B-52-Geschwader des SAC besaß damals 45 Flugzeuge, um die Hälfte mehr als ein B-36-Verband. In der Regel waren die Einheiten aus Gründen der Sicherheit vor möglichen Atomangriffen auf je drei Basen verteilt, wobei zwei als ausgelagerte Satellitenstützpunkte dienten und die sogenannten Strategic Wings beheimateten. Rund 40 Prozent aller strategischen Bomber befanden sich Anfang der 60er Jahre in ständiger Bereitschaft und mussten innerhalb von 15 Minuten in der Luft sein. Diese Vorkehrung endete erst 1991 mit der Gründung des Air Combat Command.

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In der Hochzeit des Kalten Kriegs kamen die sogenannten „Airborne Alert“-Missionen mit vier Nuklearwaffen an Bord hinzu, bei denen zu jeder Zeit einige bewaffnete B-52 in der Luft patrouillierten. Während der Kuba-Krise 1962 flogen die Maschinen durchschnittlich 70 Einsätze pro Tag. Abstürze mit radioaktiver Verseuchung über Spanien 1966 und Grönland 1968 beendeten diese Einsätze.
Zu diesem Zeitpunkt waren bereits alle 742 Serienmaschinen ausgeliefert. Die letzte Stratofortress, eine B-52H, verließ am 22. Juni 1962 die Endmontage in Wichita. Boeing baute ihr Flaggschiff in acht Versionen. Die B-52D und B-52F waren dabei für konventionelle Einsätze ausgelegt und kamen auch in Südostasien zum Einsatz. Die letzten beiden Varianten waren die B-52G und B-52H, die sich an ihrem kürzeren Seitenleitwerk erkennen lassen.

Im Laufe ihrer langen Karriere hat die Stratofortress viele Modernisierungen und Bewaffnungsarten erlebt. So erhöhte die so genannte Big-Belly-Modifizierung Mitte der 60er Jahre die konventionelle Ladung von 27 auf 84 Mk.-82-Bomben, die im 8,5 mal 1,8 Meter großen Bombenschacht mitgeführt werden konnten. Bereits ab Dezember 1959 stellte das SAC die North American AGM-28 Hound Dog in Dienst, von der die B-52 zwei Einheiten unter den Flügeln mitführte. Der Mach 2.1 schnelle Flugkörper wog betankt 4,6 Tonnen und war fast 13 Meter lang, damit nur drei Meter kürzer als ein Starfighter. Er besaß einen Nuklearsprengkopf und hatte eine Reichweite von 370 Kilometern in geringer Höhe.

Modernste Waffen für den Oldie

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Die erste B-52H mit CONECT-Ausrüstung wurde nach Barksdale geliefert (Foto: USAF)

Nach dem Ende der leistungsfähigeren Skybolt-Rakete 1962 folgte die Boeing AGM-69 SRAM (Short Range Attack Missile). Sie wurde ab März 1972 ausgeliefert. Der Flugköper war kleiner und nur für die B-52G/H geeignet, die 20 Stück tragen konnten. Die Reichweite betrug maximal 160 Kilometer. Die USAF stellte das System im Jahr 1990, bedingt durch die mangelnde Zuverlässigkeit der Sprengköpfe, außer Dienst.

Heute ist die B-52H ein unverzichtbarer Teil der amerikanischen Bomberflotte und als schwerer Langstreckenbomber mit einer Reihe von konventionellen Aufgaben im Einsatz. Dazu gehören Abriegelung des Gefechtsfelds, offensive Bombardements und auch Seeüberwachung, Minenlegen und Anti-Schiffs-Operationen für die US Navy. Nachdem seit 1993 die zunächst für die B-52G gebauten Kits für den Einsatz von konventioneller Bewaffnung in die B-52H transferiert wurden, ist die letzte gebaute Stratofortress-Variante der flexibelste Bomber der USAF. Im Rumpf und an zwei Lastenträgern unter dem Innenflügel kann eine Vielzahl von Waffen mitgeführt werden, darunter die nuklearen Marschflugkörper AGM-86B und AGM-129A (Advanced Cruise Missile), die Freifall-Nuklearbomben B-53, B-83 und B-61, der AGM-86C-Marschflugkörper mit konventionellem Gefechtskopf, die Harpoon Anti-Schiffs-Lenkwaffe sowie die AGM-142 Have Nap, eine Luft-Boden-Lenkwaffe mit TV-Sensor. Ebenso zum Arsenal gehören Bomben aller Kaliber, von der 227 Kilogramm schweren Mk 82 bis zur Mk 84 mit 907 Kilogramm, sowie Streubombenbehälter und Minen. Hinzu kommt die Integration konventioneller Präzisionsmunition wie der AGM-130, der JDAM (Joint Direct Attack Munition), der JSOW (Joint Stand-off Wea-pon), des Wind Corrected Munition Dispenser (WCMD) und der JASSM (Joint Air-to-Surface Stand-off Missile). Auch die Elekt-ronik unterliegt ständigen Verbesserungen. An der Nase befinden sich etwa die Sensoren des Electro-Optical Viewing System EVS AN/ASQ-151 für den Nachttiefflug.

Einsätze in Vietnam und dem Irak

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Im Einsatz zeigt sich Boeings größter Bomber sehr robust. Am 17. März 1969 be-wies Major Robert Winn beispielsweise, dass man eine B-52H, bei der über Michigan alle vier rechten Triebwerke ausgefallen waren, ohne Klappen landen kann. Die ersten Kampfeinsätze hatten die B-52F des 2nd und 320th Bomb Wings in Vietnam während der Operation „Arc Light“. Bei der ersten Mission, am 18. Juni 1965, kollidierten zwei Flugzeuge und stürzten ab. B-52D des 28th und 484th BW ersetzten im März 1966 die B-52F in Südostasien und flogen bis zum 15. August 1973 Einsätze, zuletzt über Kambodscha. In der Operaton „Linebacker II“ im Dezember 1972 flogen die B-52 in elf Tagen rund 700 Einsätze über Nordvietnam. Dabei gingen 15 Maschinen verloren, während die Heckschützen nur zwei MiG-21 abschießen konnten.

Doch damit endete die Karriere des betagten Schlachtrosses nicht. Im Golfkrieg war die B-52G bei 1624 Einsätzen für 40 Prozent aller abgeworfenen Waffen verantwortlich. Die Stratofortress führte während „Desert Storm“ auch wohl die längste Mission aller Zeiten durch. Die Maschinen kamen aus Barksdale, warfen über dem Irak ihre Cruise Missiles ab und flogen nonstop zurück ins heimatliche Louisiana. Die Flugdauer betrug 35 Stunden.

Die B-52H hatte ihre Feuertaufe am 3. September 1996, als sie Flugkörper wiederum gegen den Irak einsetzte. Im März 1999 folgten während der NATO-Operation „Allied Force“ 270 Einsätze im Kosovo. Zuletzt flogen die B-52 über Afghanistan und dem Irak. Damit war die „Stratofort“ an allen großen Konflikten der letzten Jahre beteiligt. Ein Ende der Karriere ist nicht in Sicht. Im Jahr 2013 verfügte die US Air Force noch über 78 aktive Exemplare, die in Barksdale, Louisiana (2nd und 307th Bomb Wing) und in Minot, North Dakota (5th Bomb Wing) stationiert sind. Obwohl Pläne für die Aus-stattung mit modernen Triebwerken auf Eis gelegt sind, sollen die von ihren Besatzungen „Cadillac“ genannten B-52H noch bis sage und schreibe 2040 in Dienst bleiben.

Derzeit läuft ein Programm, das es erlaubt, acht JDAM-Waffen im Bombenschacht mitzuführen, zusätzlich zu den zwölf Bomben an den Außenlaststationen. Auch die Integration neuer Waffen wird erleichtert. Möglich macht dies unter anderem eine neue Verkabelung. Damit vergrößert sich die Kapazität um 67 Prozent. Boeing modifiziert bis April 2016 sechs Maschinen. Danach sollen 38 weitere Flugzeuge umgerüstet werden.

Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 01/2014

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